
Gleichgültigkeit eines täglichen Mords, Teil 5
4. Dezember 2018
Ähnlichkeiten zwischen Permakultur und Rastafari
18. Dezember 2018Unser Trip in die „Sankofa Rainbow Roots Farm“ in St. Lucia

Rastaman in Sankofa Rainbow Roots Farm , © Laurent Lange 2018
Tiefster Winter, 2017. Karl und ich waren unterwegs Richtung Flughafen Zürich. Wir verliessen für 2 Wochen die Schweiz und seine klirrende Kälte ─ und das nicht ohne Freude. Unsere Destination war St. Lucia, eine kleine Insel in der Karibik. Natürlich flogen wir dort hin um Ferien zu machen – aber nicht nur. Wir waren auf der Suche nach einem Permakulturisten in der Karibik. Wir hatten von einer Rastafari-Farm in der Mitte von St. Lucia gehört, die Permakultur betreibt. Für uns war sofort klar: Wir müssen dieser Farm einen Besuch abstatten.
Nach dem zweiten Tag in der Ortschaft „Rodney Bay“ am karibischen Meer hatten wir uns entschlossen, uns auf die Suche nach dieser Rastafari-Farm zu machen. Wir wussten ungefähr, wo die Farm liegt und hatten den Namen eines Rastas, der in der Rastafari-Farm lebt. Wir fragten die Rasta, denen wir begegneten, ob sie die Rastafari-Farm und Charlemagne Mattaniah (der Rasta von der Rastafari-Farm) kennen. Es dauerte nicht lange –wie klein die Welt oder St. Lucia doch ist – und wir haben seinen Cousin getroffen. Freundlicherweise hat er sich bemüht, Charlemagne Mattaniah zu kontaktieren. Wir vereinbarten ein Treffen für den nächsten Tag mit Charlemagne in der Agentur, in der sein Cousin arbeitet.
Als wir am nächsten Tag bei der Agentur ankamen, wartete da schon ein Rasta. Ich fragte ihn ob er der Rasta ist, der Permakultur macht – er bejahte. Wir unterhielten uns über eine Stunde und stellten einige Parallelen in unseren Ansichten über Permakultur fest. Wir haben ihm erzählt, dass wir Permakulturisten und Blogger sind und dass wir nicht nur die Farm besichtigen, sondern auch gerne ein Interview mit ihm machen wollten. Er hat sich zur Verfügung gestellt, was wir sehr schätzen. Am Ende unseres Gesprächs meinte er, dass wir doch am nächsten Dienstag in Castries, der Hauptstadt von St. Lucia, auf ihn warten sollen. Zum Glück hatte er uns abgeholt, denn allein hätten wir die Farm nicht gefunden. Sie ist ziemlich abgelegen.
In der Farm angekommen, fiel Karl und mir als erstes ihre Grösse auf. Wir wurden sehr freundlich von den Leuten empfangen. Bei der Besichtigung der Pflanzenkultur tauchte ein Rasta auf und bot uns immer wieder Früchte an – vor allem von der „Jackfrucht“ sollten wir probieren, meinte er. So plötzlich wie er kam, war er auch wieder verschwunden.
Als wir nach der Kräuterspirale suchten und Charlemagne fragten, wo sie ist, antwortete er: „Neben euch.“ Wir hatten sie einfach übersehen. Der Grund dafür ist vermutlich, dass wir in der Schweiz andere Kräuter anpflanzen und unser Gehirn schon eine fixe Idee der Kräuterspirale gespeichert hat. Als nächste zeigte uns Charlemagne die Küche. Sie sah wie eine Holzbaracke aus. So eine Küche am Waldrand ist schon abenteuerlich.
Charlemagne fragte uns, ob wir die ganze Farm von der Spitze des Hügels anschauen wollten. Wir bejahten sofort – ohne zu wissen, dass die Reise auf den Hügel eine richtige Herausforderung war. Den Weg musste Charlemagne mit seiner Macheten ebnen, da wir regelrecht in der Wildnis waren– und wir balancierten über schmale Wege mit Sturzgefahr. Als wir total verschwitzt auf dem Hügel ankamen, wurde uns noch einmal bewusst, wie gross die Farm mit ihren ungefähr 18 Hektaren tatsächlich war. In der Schweiz bleibt eine Farm dieser Grösse für uns momentan ein Wunschtraum. Der abenteuerliche Spaziergang hat sich jedenfalls gelohnt. Den ganzen Weg mussten wir nun wieder zurücklaufen. Wie du siehst, haben wir es geschafft :-).
Eine Anekdote betreffend das letzte Bild: Wir fragten Charlemagne ob er auch Escargots (Schnecken) hat. Er hat uns ein Krebs ausgegraben. Anscheinend bedeutet „Escargot“ auf Kreolisch nicht „Schnecke“, sondern „Krebs”.
Wieder bei der Farm angekommen, haben wir uns kurz von diesem Abenteuer erholt. Auf dem Rückweg zeigte uns Charlemagne noch einen Aussichtspunkt, wo wir mit Blick auf den atlantischen Ozean und bei einer Tasse Tee den Tag zusammen ausklingen liessen, bevor wir wieder zurück nach Rodnay Bay fuhren.
Herzlichen Dank an Charlemagne und die Rastas der „Sankofa Rainbow Roots Farm“ für ihren tollen Empfang und den spannenden Austausch.